Dietmar Dath:
Waffenwetter
Suhrkamp-Verlag
2007


Impressum
   
Die Leute, die im Buch vorkommen, sind ausgezeichnete Vorbilder (teils allerdings abschreckende).
   
   
Konstantin, der unzufriedene alte Weise, hat es im Laufe seines Lebens mit verschiedenen Beschäftigungen versucht und
     
     
   
schließlich eingesehen, daß die einzige menschenwürdige freiberufliche Existenzform die des Neugierigen ist, der herausfindet, was Mächtige verbergen wollen, und es an Personen weitergibt, die etwas damit anfangen können.
     

Claudia, die skeptische junge Schöne, hat zwar eine große Meise, und was sie denkt, sieht, hört und glaubt, ist nicht immer wahr. Daß man von ihr dennoch sehr viel lernen kann, hat aber nicht zuletzt der Autor beim Erfinden und Aufschreiben ihres Lebens gemerkt, als sie ihn immer wieder mit Ideen trietzte, auf die er nie gekommen wäre. Daß sie bei ihren eigentlich schlechten Startbedingungen so verblüffend viel richtig macht, liegt vor allem daran, daß sie sich nie absichtlich etwas einredet, um es leichter zu haben.
 
     
       
 
Da Claudia uns in „Waffenwetter“ nur in ihrer eigenen Perspektive entgegentritt, bleiben dort leider ein paar hübsche Eigenheiten dieser Frau unerwähnt, die ihr selbst nicht wichtig sind, zum Beispiel ihre Fähigkeit, sich mit den sprödesten Haargummis die erstaunlichsten Frisuren zu bauen, und die Tatsache, daß ihr Magen, wenn sie lange nichts gegessen hat, auf eine Art knurrt, die wie ein gurrendes Täubchen klingt. Außerdem verbummelt sie sehr oft ihre Bibliothekskarte und klebt meistens Shakira auf ihre sukzessiven Handys, obwohl sie von dieser Sängerin keine Platte besitzt. Es ist wegen der Haare; Claudia fühlt sich der Ähnlichfrisierten verwandt.
Thomas, ihr Bruder, besteht eigentlich nur aus einem einzigen Satz: Man muß die schönen und klugen und seltenen Menschen, wenn sie in der unterlegenen Position sind, so lange unterstützen, ermutigen und mit Waffen versorgen, bis sie nicht mehr in der unterlegenen Position sind. Was Thomas Starik aus dieser Losung macht, überlebt ihn sogar. Manchmal hat selbst der Tod die Schnauze voll davon, immer nur destruktiv zu sein.
   

Stefanie, Claudias beste Freundin, lacht darüber, wie unfaßbar blöd alles ist, und hilft dadurch denen, die stärker sind als sie, aber ebenfalls gute Menschen. Denn wenn man jemanden hat, der lacht, ist die schwere Arbeit leichter auszuhalten, das Blöde anders einzurichten. Ohne Konstantin wäre Claudia verloren, ohne Stefanie wäre ihr langweilig, selbst und gerade beim zornigen Rechthaben. Jens, Claudias Exfreund, läuft der Heldin hinterher, sobald sie ihn nicht mehr braucht. Damit ist er ein ausgezeichnetes Rollenmodell für alle, die das Buch lesen, denn die sollten ihr ebenfalls hinterherlaufen. Jan, der Fromme, kennt sich in der Bibel aus. Das ist fast so wichtig, wie sich in der Welt und im eigenen Kopf auszukennen. Da in der Bibel mehr Ordnung herrscht als in großen Teilen der Welt und in den meisten Köpfen, kann man solche Kentnnisse als Kompaß gut gebrauchen.Claudias heimlicher Geliebter ist ein netter Idiot. Überraschenderweise ergibt Claudias Prüfung dieses Sachverhalts, daß ein netter Idiot sich immer noch nützlicher machen kann als ein fieser Schlauberger. Diese Nützlichkeit ist allerdings relativ.Michael Starik, Claudias armer Vater, ist ein Denkmal für den unbekannten Versager. Er hat aus lauter Besserwisserei alles falsch gemacht, weil er gleichzeitig Kulturträger, Rebell gegen seinen Vater, Stütze der Gesellschaft und Karrieredenker werden wollte. Geworden ist er folglich gar nichts.Claudias Mutter ist mit Michael Starik verheiratet, ein im Grunde unerträglicher Zustand. Immerhin versucht sie, ihr Los mittels verzweifelter Zerstreuungen wie Kunstmalerei, Museumsbesuchen, Essen und Berufstätigkeit zu vergessen. Das klappt schlecht.
Ralf Förster ist ein fleißiger und gar nicht mal dummer Schurke. Er handelt mit Drogen und fällt nur über die besten Frauen her. Ralf gehört zu den nachvollziehbarsten und in sich gefestigtsten Figuren, die dem Autor je eingefallen sind.

 
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